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Goethes erste Harzreise: von Clausthal-Zellerfeld nach Altenau


Clausthal_Kirche

Clausthal_Schild

Ein sonniger Sonntag, nichts Besseres vor, also: Wieder mal ein bisschen Wandern. Im Harz, auf den Spuren des Oberharzer Wasserregals (Weltkulturerbe!), und um überhaupt den Frühling zu erleben.

Clausthal_Schild_HausWar ja klar, das ER unterwegs auftaucht. Schließlich geht es beim Wasserregal um Bergbau und das war eine der Kernkompetenzen des großen Weimaraners. Remember: Die erste Harzreise 1777, im November und Dezember, die am Ende von Clausthal nach Altenau führt und von da schnurgerade auf den Brocken. Am 9. Dezember besichtigte Goethe unter anderem das Mineralienkabinett des Apothekers Johann Christoph Ilsemann in Clausthal. Der hatte seine Apotheke gleich gegenüber der imposanten Marktkirche, die die größte Holzkirche in Deutschland ist und vor allem innen wirklich imposant ausschaut.

In seinem Tagebuch schreibt Goethe knapp: „Früh auf die Hütten. Nach Tische bei Apotheker Ilsemann, sein Kabinett sehen. Abends nach Altenau, unendlich geschlafen.“

Goethe ritt die rund acht Kilometer durch den Schnee, ich ging gemütlich zu Fuß die Teiche entlang. Zwischendurch immer wieder Erklärschilder, die Wasser-Pump-Konstruktionen sind schon einfach beeindruckend. Genauso beeindruckend: die unendlichen Mühen, mit denen Gräben, Teiche, Gestänge etc. angelegt und betrieben wurden.

Clausthal_Teiche

Und jetzt, im Mai, einfach nur schön und entspannend, da lang zu laufen.

In Altenau blieb ER genau eine Nacht, bevor er sich früh am Morgen des 10. Dezember auf den Weg nach Torfhaus machte. Und diese eine, sehr profane Übernachtung ist natürlich mit einem Schild an dem Haus am Markt in Altenau verewigt. Das Haus ist heute noch Hotel, gerade ziemlich heruntergekommen, aber es gibt eien neuen Eigentümer und eine Gesamtrenovierung steht unmittelbar an. Am 15. Juli gibt es einen Tag der offenen Tür – vielleicht fahre ich mal vorbei, falls es passt.

Jedenfalls macht der Laden bereits jetzt mit dem Dichter ganz schön Reklame: Büste im Fenster, dazu reichlich Zettel mit seinem Konterfei. Wie gesagt: wegen einmal schlafen.

Altenau_SchildAltenau_Hotel_FassadeAltenau_Hotel

Aber ist ja o.k., soviel haben sie nicht in Altenau. Die Stadt ist, wie so viele Harz-Orte von der Wende und der demographischen Entwicklung und überhaupt ganz schön gebeutelt. Der Niedergang wird sichtbar, wenn man nur einmal die Hauptstraße lang läuft: leere Ladenflächen, leere Häuser, äußerst günstige Immobilienpreise.

Was bei den Goethe-Schildern noch auffällt: Die hängen schon eine ganze Weile und haben den sypathischen Touch des liebevoll Selbstgemachten. Wie von irgendwelchen Gesellschaften anläßlich weit zurückliegender Jubiläen (200 Jahre Harzreise oder so) aufgehängt und seitdem still vergammelnd. Der Dichter wird’s verschmerzen.